Der Hammer – dieser Ausspruch ist mir „entfahren“ als ich das Backhaus in Gültlingen, einem Ortsteil der Stadt Wildberg erblickt habe.
Ein Sahnestückchen. Herausgeputzt, aufgemöbelt – einfach schön dieser Buntsandsteinbau. Der Kamin aus Edelstahl stört zwar den Gesamteindruck, ist aber heutiger Technik geschuldet.
Das haben sich die Gültlinger bzw. Wildberger was kosten lassen. So sauber renovierte Backhäuser sehe ich selten. Und dann die Lage mit viel Platz drum herum – optimal für die Backhaushocketen. Besser geht es nicht.
Das Gültlinger Backhaus muss laut Inschrift in der Backstube im Jahre 1862 erbaut worden sein. Es hat einen holzbefeuerten Ofen sowie einen neu eingebrachten Elektrobackofen der Marke Häussler – den man vielfach in neu renovierten Backhäusern findet.
In einem Türsturz aus Sandstein befindet sich eine Angabe, die mir bisher schleierhaft bleibt. Hier hoffe ich auf die Hilfe der Stadt Wildberg bzw. auf die Hilfe der Gültlinger.
Das Datum lautet auf das Jahr 1609 und die gekreuzten Hämmer deuten eigentlich auf Bergbau. Das wie eine Rune aussehende Zeichen unter den Hämmern deutet aber eindeutig auf einen Steinmetz – sofern man es um 180 Grad dreht.
Fakt ist aber, dass es 1609 noch keine öffentlichen Backhäuser gab. Es muss also früher ein Waschhaus o.ä. gewesen sein und man hat ein Backhaus dann später angebaut. Oder dieser Stein gehörte ursprünglich zu einem anderen Gebäude. Das war in selbiger Zeit nicht ungewöhnlich. Man hat verbaut was man bekommen konnte.
Prima – habe eine Antwort bekommen, die zwar nicht alles erklärt aber viel – die Antwort stammt von Herbert Bantle und lautet wie folgt:
Es gibt bisher keine Erklärung. Aber das Wappen ist das der Familie Grückler, die den Bergbau in Bulach besaß. Ich weiß aber, dass sie am Agenbach (Gemarkung Gültlingen ) eine Erzmühle (spätere obere Papiermühle) und ein Erzpochwerk (spätere untere Papiermühle) besaßen. Darauf muss sich wohl der Türsturz beziehen, allerdings wäre er dann erst später an das Backhaus gelangt. Zu den beiden Namen gibt es leider keine Information.
Meinen Dank an H. Bantle. Das erklärt sehr viel – wenn auch nicht alles.
Es geschehen noch Zeichen und Wunder:
Ich habe was rausbekommen zu den Namen im Türsturz. „Mert E“ ist nicht zu lokalisieren. Mert war zu damaliger Zeit ein gängiger Vorname.
Aber „M Esle“ hab ich lokalisiert – und das handfest. Dank Google Books ist sein Name als Steinmetz belegt.
Sein richtiger Name war Martin Mesle, seines Zeichens Steinmetz-Meister. Das ungekehrte „S mit Zweig“ auf dem Türsturz war sein Markenzeichen.
Blattschuss !!
Die Geodaten: N 48.385440 E 8.462782